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Uveamelanom - Aderhautmelanom

Neue Therapieoptionen im metastasierten Aderhautmelanom

Für Patienten mit fortgeschrittenem Aderhautmelanom besteht an unserem Zentrum seit Kurzem die Möglichkeit zu einer Behandlung mit einem neuartigen Therapieansatz. Ein Fusionsmolekül namens „Tebentafusp“ (IMCgp100) zeigte in einer kürzlich veröffentlichten Studie erstmals einen signifikanten Überlebensvorteil gegenüber den bisher verfügbaren Standardtherapien (https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa2103485?url_ver=Z39.88-2003&rfr_id=ori:rid:crossref.org&rfr_dat=cr_pub%20%200pubmed). Dieses Medikament ist nun im Rahmen eines Härtefallprogramms als wöchentliche Infusionsgaben an unserem Hautkrebszentrum verfügbar. Zuvor sollte aber ein spezielles HLA-Merkmal (HLA-A*02:01) untersucht und bestätigt werden, da Tebentafusp nur bei diesem HLA-Typ verabreicht werden kann.

Für weitere Informationen wenden Sie sich gerne an unsere onkologische Studienzentrale unter

onkstudienzentrale.de(at)uk-erlangen.de

09131 85-45902 (Frau Parnitzke). 

Uveamelanom (Aderhautmelanom): Hilfe durch aktiviertes Immunsystem

Bei etwa der Hälfte der Patienten, die an einem sogenannten Uvea-Melanom des Auges erkrankt sind, kann trotz Entfernung oder Zerstörung des Tumors das Auftreten lebensbedrohlicher Metastasen (Absiedelungen insbesondere in die Leber) derzeit nicht verhindert werden. Durch molekularbiologische Untersuchungen können diese Hochrisikopatienten seit einiger Zeit identifiziert werden. In einer weltweit einmaligen von der Deutschen Krebshilfe geförderten klinischen Studie soll jetzt geprüft werden, ob eine personalisierte Impfung mit Dendritischen Zellen gegen Bestandteile ("Antigene") des Tumors die Fernabsiedelungen verhindern oder verzögern kann. Diese Art der Impfung hat sich bei anderen Tumorarten bereits als wirkungsvoll herausgestellt.

WICHTIG ist, dass bereits bei Verdacht auf Uveamelanom noch vor der Behandlung des Augenmelanoms Kontakt mit den Studienzentren aufgenommen wird, da der Tumor für die Herstellung des Impfstoffes speziell verarbeitet werden muss.

Aderhautmelanom - Was ist das eigentlich?

Das Aderhautmelanom, auch Uveamelanom genannt, stellt den häufigsten bösartigen Augentumor des Menschen dar.

Im Moment wird an 8 deutschen Universitätsaugenkliniken eine Behandlung angeboten, die Betroffenen die Möglichkeit gibt, aktiv gegen das Fortschreiten der Erkrankung vorgehen zu können, indem durch eine Krebsimpfung das Immunsystem gezielt gegen den eigenen Tumor aktiviert wird.


Im Normalfall wird nach Entdeckung eines solchen Tumors eine baldmögliche Bestrahlung  oder chirurgische Entfernung des Tumors angestrebt, um damit dem Risiko einer Metastasierung – also dem Setzen von Tochtergeschwülsten – entgegenzuwirken. Je größer der Tumor zum Zeitpunkt der Entdeckung ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Tochtergeschwülsten (Metastasen) in z.B. der Leber.

Genauso wichtig wie die Tumorgröße ist für die Prognose des Patienten eine Veränderung im Erbgut der Tumorzellen:  bei etwa der Hälfte der Patienten mit Uveamelanom kommt es in den Tumorzellen zu einer sogenannten Monosomie 3 (Verlust von Chromosom 3) – und dies verschlechtert die Prognose des Patienten beträchtlich. Nahezu alle Tumoren mit dieser Veränderung setzen Tochtergeschwülste, das 2 Jahresüberleben dieser Patienten sinkt, bedingt durch rasche Metastasierung vor allem in die Leber, auf 50%.

Es gibt also eine dringliche Notwendigkeit für betroffene Patienten, die Ausbreitung des Tumors zu verhindern. Wirksame Medikamente dazu gibt es aber leider noch nicht. Aus diesem Grund wurde eine klinische Studie ins Leben gerufen, die durch hochspezifische Immunaktivierung gegen patienteneigene Tumorbestandteile versuchen will, die Tumorausbreitung zu verhindern oder zumindest zu verzögern.

Im Jahr 2013 wurde die Immuntherapie von Krebs als weltweiter naturwissenschaftlicher Durchbruch gefeiert. Die Erkenntnis, dass Krebs unter der Beeinflussung des Immunsystems steht, hat sich in den letzten 2 Jahrzehnten langsam durchgesetzt. Zu dieser Erkenntnis hat auch die Entdeckung von Dendritischen Zellen und vor allem die Möglichkeit, diese im Labor manipulieren zu können, sehr viel beigetragen.

Dendritische Zellen sind immunregulatorische Zellen, die den Einsatz von sogenannten Killerzellen koordinieren, indem sie diese entweder untätig halten oder aktivieren. Das Ziel eines Angriffs gegen zum Beispiel Virus- oder Tumorerkennungssubstanzen wird durch Dendritische Zellen vorgegeben.

Im Falle von Krebs ist es möglich, durch die Anwendung von gereizten (=gereiften) Dendritischen Zellen das Immunsystem eines Patienten gezielt gegen seinen Tumor zu mobilisieren. Dies wurde weltweit im Rahmen von klinischen Studien bereits erfolgreich an Tausenden von Patienten mit zum Beispiel Hautmelanom, Nierenzellkarzinom, Prostatakarzinom oder auch Gehirntumoren gezeigt. Die Impfung führt in seltenen Fällen zur Rückbildung der Tumore und häufig zu einer deutlichen Verzögerung beim Fortschreiten bis hin zum Stillstand einer Krebserkrankung. Vor allem in frühen Krebsstadien, wie eben nach Entdeckung eines Tumors, der noch keine Metastasen gesetzt hat, sind Immuntherapien erfolgreich, da der Aufbau einer gezielten Immunantwort gegen den Tumor das Entstehen von Metastasen verhindern kann.

8 Universitätsaugenkliniken (Erlangen, Essen, Hamburg-Eppendorf, Homburg/Saar, Köln, Lübeck, Tübingen und Würzburg) in Deutschland haben nun eine Phase III Studie gestartet, bei der betroffene Patienten (Patienten mit großen, frisch entdeckten Uveamelanomen mit Monosomie 3) die Gelegenheit haben, ihr Immunsystem gegen ihren Tumor zu aktivieren, und damit aktiv gegen das Fortschreiten des Tumors vorzugehen. Dazu muss nach Operation des Tumors ein Impfstoff hergestellt werden, der aus körpereigenen Dendritischen Zellen besteht,  welche mit RNA aus dem patienteneigenen Tumor beladen wurden -  ein personalisierter, für den Tumor  maßgeschneiderter Impfstoff. Die Herstellung der Impfstoffe erfolgt in einem Reinraumlabor (Hautklinik, Experimentelle Immuntherapie) des Universitätsklinikums Erlangen, von wo aus die Studie initiiert wurde.

Stand Dezember 2022: Derzeit können keine Patienten in die Studie eingeschlossen werden, die Rekrutierungsphase ist beendet.